Nichts für Kunst-Banausen

Der sixtinische Himmel - Leon Morell

Bologna, 1508: Es ist die Zeit der Renaissance. Der achtjährige Aurelio erblickt in einer Kirche in Bologna einen Engel aus Marmor. Beeindruckt von dessen Schönheit, will auch er Bildhauer werden. Er beschließt, beim größten Künstler seiner Zeit in die Lehre zu gehen: Michelangelo Buonarroti.
In Rom erwartet ihn eine Welt, wie er sie bisher nicht kannte: Kunst und Kultur stehen in höchster Blüte, das Leben pulsiert in den Straßen und auf den Plätzen, herrschaftliche Paläste und prächtige Kirchen zieren das Stadtbild. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Pest wütet unter der Bevölkerung, Bettler und Kurtisanen bevölkern die Straßen.
Tatsächlich nimmt Michelangelo den Jungen als Gehilfen in seiner Werkstatt auf. Gerade hat er vom Papst den Auftrag bekommen, die Decke der Sixtinischen Kapelle neu auszumalen. Widerwillig macht sich der Bildhauer ans Werk, schließlich gilt seine Leidenschaft dem Marmor. Doch je weiter das Fresko voranschreitet, desto mehr kostet es seinen Meister an Lebenskraft. Denn in der Nacht erschafft er an einem geheimen Ort, in weißen Marmor gehauen, die Frau, die es nicht geben darf: die Kurtisane des Papstes.
(FISCHER Scherz)

 

Ich fang mal wieder beim Klappentext an. Es sollte eigentlich heißen: Bologna, 1495:.... und er war erst fünf oder sechs Jahre alt, 1508 ist er nämlich 18. Man könnte meinen, die lesen ihre Bücher gar nicht selber :)

1508 kommen einige Söldner auf den Bauernhof von Aurelios Familie. Sein Vater verstarb drei Monate vorher, also hat seine Mutter das Sagen. Sie schickt Aurelios älteren Bruder Matteo und dessen Familie zu den Eltern seiner Frau. Aurelio weigert sich seine Mutter alleine zu lassen. So muss er erleben, wie seine Mutter in die Scheune gezerrt wird und von jedem Söldner vergewaltigt wird, bis einer sie schließlich umbringt. Aurelio geht nach Rom, wollte es schon immer, um Bildhauer zu werden. Auf dem Weg dorthin trifft er Margherita, eine junge Frau, die vor ihrem Mann flüchtet und in Rom Kurtisane werden will und die seine Geliebte wird. In Rom angekommen, wird Aurelio tatsächlich von Michelangelo eingestellt und muss ihm auch Modell stehen, da Michelangelo etwas in ihm sieht, was nur er sehen kann, und was Aurelio erst später verstehen wird.

Während die Fresko-Arbeiten zu Beginn nur sehr langsam vorankommen, da Michelangelo damit keine Erfahrungen hat und eigentlich keine Fresken malen will (vor allem nicht die, die er malen soll), bittet die Kurtisane des Papstes, Aphrodite, den Bildhauer sie in Marmor zu verewigen.

Die Beziehung Michelangelo-Aurelio-Aphrodite ist sehr innig und in gewisser Weise auch sehr leidenschaftlich. Michelangelo liebt Aurelio, aber er liebt auch Aphrodite, jedoch auf eine andere Art. Beide sind vollkommen, beide will er für die Ewigkeit festhalten, Aurelio in dem größten Fresko, welches die Welt je sehen wird, Aphrodite in einer Statue, die die Welt nie zu sehen bekommt. Aurelio vergöttert Michelangelo. Er sieht in ihm den größten Künstler der Welt, und auch jemanden, der in ihm mehr sieht, als einen armen Bauern. Aphrodite liebt er, bezeihungsweise ihre Schönheit, wenn er sie sieht wird er überwältigt von seinem Verlangen. Aphrodite begehrt Michelangelo, als Künstler und ebenfalls als jemanden, der ihn ihr mehr sieht.

Fazit:

Das ganze Buch ist ein Homage an die Kunst und an Michelangelo und sein Genie. Wenn man absolut nichts mit Kunst am Hut hat und damit nichts anfangen kann, für den ist dieser Roman nicht der Richtige. Es werden die Fresken beschrieben, die Gefühle, die dabei hervorgerufen werden. Man bekommt einen Einblick in Michelangelos Genie, sein Ringen damit, seine Vorgehensweise, seine Lebensart, seine Liebe. Ich fand es super und jetzt würde ich am liebsten nochmal nach Rom um mir die Fresken anzugucken :)