Das Böse kommt

The Diviners - Aller Anfang ist böse: Ungekürzte Lesung (3 mp3-CDs) - Anja Stadlober, Barbara Lehnerer, Libba Bray

Sie kennt deine dunkelsten Geheimnisse...
New York, 1926: Wegen eines kleinen "Zwischenfalls" wurde Evie O'Neill aus ihrer langweiligen Kleinstadt ins aufregende New York verbannt. Dort genießt sie das wilde Partyleben, bis ein seltsamer Ritualmord die Stadt erschüttert - und Evie über ihren Onkel, den Direktor des Museums für Amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes plötzlich mitten in den Mordermittlungen steckt. Schon bald weiß sie mehr als die Polizei. Denn Evie hat eine geheime Gabe, von der niemand wissen darf: Sie kann Gegenständen die intimsten Geheimnisse ihrer Besitzer entlocken. Doch sie hat keine Ahnung, mit welch entsetzlicher Bestie sie es zu tun bekommt … (dtv)

Ich werde versuchen, mich kurz zu halten aber ich will zu allen wichtigen Charakteren etwas sagen und es kann ein bisschen kompliziert werden, also haltet durch :)

New York: Auf ihrer Party zu ihrem 18. Geburtstag beschließt die Gastgeberin ihr Ouijabrett rauszuholen, da ihre Gäste sich langweilen. Aus Spaß rufen sie den Geist, der angeblich in dem Brett gefangen ist und lassen ihn dadurch tatsächlich frei. Nun kann Naughty John sein Werk beenden.
Ohio: Evie O'Neil, 17, ist eingebildet, selbstsüchtig und will natürlich immer im Mittelpunkt stehen. Sie hat eine "Gabe". Wenn sie Gegenstände anfässt, dann kann sie in die Vergangenheit des Besitzers sehen, bzw. kann das sehen, was mit dem Gegenstand zu tun hat. Als sie mal wieder auf einer Party betrunken ist, macht sie daraus eine Show. Alle finden es super, bis sie sagt, dass der angesehenste Junge der Stadt ein Zimmermädchen geschwängert hat. Ihre Eltern finden das gar nicht lustig und schicken Evie als Starfe nach New York zu ihrem Onkel Will, dessen Museum kurz vor der Schließung steht. Evie, die reinste Partymaus, ist natürlich Feuer und Flamme. Sie will in allen Zeitungen stehen und ein Starlet werden. Sie freut sich aber auch darauf, Mable wieder zu sehen, ein Mädchen, das im selben Haus wohnt wie Evies Onkel. Sie haben sich mit neun Jahren kennen gelernt und sind seit dem Brieffreundinnen. Die beiden freunden sich noch mit Theta und Henry an, einer Tänzerin und einem Pianist, die ebenfalls in dem Haus wohnen.
Bei Will wohnt auch ein junger Mann, Jericho, der als Wills Assistent im Museum fungiert. Evie hat von Mable schon viel von ihm gehört, weil sie sich in ihn verliebt hat. Evie kann das nicht verstehen, da Jericho ziemlich langweilig erscheint und seine Nase immer nur in Büchern hat. Evie lernt auch noch Sam kennen, ein Dieb, der ihr 20$ gestohlen hat. Doch ihr Onkel hat Mitleid und gibt ihm eine Job im Museum, nicht wissend, dass er Sam damit genau das gegeben hat, was er wollte.
Derweil in Harlem: Der angehende Dichter Memphis hatte auch einmal eine Gabe, er konnte Menschen heilen, doch diese Gabe hat er verloren. Dafür hat sein kleiner Bruder eine bekommen. Doch seine Tante darf davon nichts wissen, da sie den Teufel in ihm sehen würde. Nur Sister Walker weiß davon und hilft dem Jungen mit seiner Gabe, während Memphis versucht, aus seinen Träumen schlau zu werden.
Ein junges Mädchen wird brutal ermordet. Der Mörder hat sie übertrieben geschminkt, ihre Augen mitgenommen und ihr ein umgekehrtes Pentakel auf die Brust gebrannt. Die Polizei bittet Will um Hilfe und Evie will dabei sein. Sie macht einen Deal mit einem Reporter um gute Presse für das Museum zu bekommen. Evie versucht den Mörder zu finden, Jericho und Mable zu verkuppeln, mehr Besucher in das Museum zu locken und nebenbei noch berühmt zu werden.

Das erste Kapitel, in dem Naughty John befreit wird, verbreitet eine dunkle und gruselige Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zieht. Naughty John ist ein fanatischer Psychopath, der die Welt von Sünde befreien will. Er lehrt einem das Fürchten, vor allem wenn das Mord-Kapitel aus Sicht der Opfer erzählt wird.
Im Laufe ihrer Ermittlungen, stoßen Evie, Will, Sam und Jericho auf den Begriff "Diviners", Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Der Leser weiß, dass Evie nicht die Einzige ist, die solch eine Fähigkeit hat. Sam, Memphis und sein Bruder sind ebenfalls Diviners. Aber auch andere Charaktere haben Geheimnisse. Evie, Memphis, Theta und Henry haben besondere Träume. Evie träumt von ihrem toten Bruder, Memphis und Theta sehen immer das gleiche Symbol, ein Auge und ein Blitz, und Henry ist auf der Suche nach einem gewissen Louis. 

In den 20er Jahren darf die Musik natürlich nicht fehlen. Man muss nicht einmal Jazz im Hintergrund laufen lassen, um sich die Szenen vorzustellen. Die Musik hört man auch so. Der Leser wird in die Welt der Flappers hineingesogen und die reale Welt verschwimmt förmlich. Die Atmosphäre der 20er ist wirklich sehr gut beschrieben. Evie ist immer mittendrinn. Am Anfang hat sie mich ziemlich gestört, weil sie sich ständig in den Mittelpunkt gedrängt hat und sehr überheblich war. Zum Ende hin wird es besser und sie wird etwas seriöser. Bei Sam erging es mir nicht viel anders. Er ist sehr aufdringlich und ein Lügner. Er war mir einfach nicht sympathisch. Jericho dagegen mochte ich sehr. Auch wenn er zunächst etwas "verstaubt" und herzlos wirkt, merkt man, dass er ein guter Kerl ist. Will ist ein schrulliger Mann, der in seiner eigenen Welt lebt. Er hat aber das Herz am richtigen Fleck und man muss ihn einfach mögen.

Die 704 Seiten waren schnell gelesen. Die Handlung wurde nie langweilig, man hat immer etwas neues erfahren und ich musste mich immer wieder losreißen, damit ich auch mal schlafe.Wie es sich gehört, gab es viele, viele, viele Geheimnisse. Eigentlich hat jeder Charakter ein Geheimnis. Evies und Memphis Geheimnisse kennt man. Aber auch Will und Jericho verschweigen etwas, nicht nur vor den anderen, sondern auch vor dem Leser, genau wie Sam. Von ihm weiß man nur Teile. Henry wird noch eine große Rolle spielen, da bin ich mir sicher. Und Sister Walker und Blind Bill (ein Obdachloser, den Memphis kennt) wissen ebenfalls mehr, als sie zugeben.

Libba Bray schreibt sehr bildlich. Ich konnte mir alles genau vorstellen, die Musik, die Szenerie und die Menschen. Der Schreibstil war immer der Stimmung angepasst, bei spannenden Stellen wurde er schneller und bei den Partyszenen ausgelassener. Ich war sehr positiv überrascht, dass ich mich auch gegruselt habe. Das fand ich super. Und das Ende erst :)

Fazit: Ich weiß, dass ich das oft sage, aber: Ich freu mich schon sehr auf den nächsten Teil :) Es gibt noch so viele offene Fragen, die es zu beantworten gibt und Charaktere, die man näher kennen lernen will. Außerdem habe ich gerade erst angefangen Evie richtig zu mögen :D
Wer die 20er mag, sich gerne gruselt und etwas für das Okkulte übrig hat, der sollte das Buch auf alle Fälle lesen. Ich fand das Buch noch besser als "Der geheime Zirkel", spannender und gruseliger. Einfach gut!